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In Sachen Eissport können die Garmisch-Partenkirchener auf eine fast hundertjährige Tradition zurückblicken. Auf dem Riessersee wurde schon 1904 Eissportgeschichte geschrieben. Die damaligen Weltmeister Fuchs, Seyler und Burger fanden diesen Platz als den günstigsten überhaupt und als 1920 der SC Riessersee gegründet wurde, avancierte dieser See schnell zum Mekka aller Eissportfreunde.

Die IV. Olympischen Winterspiele als Auslöser

 

Im Frühjahr 1931 war der Presse zu entnehmen, dass Berlin die Sommerolympiade austrägt. Der damalige Leiter des Bezirksamtes Garmisch, Oberregierungsrat von Merz, reagierte sofort und bat in seinem Schreiben vom 30. Mai 1931 die Regierung von Oberbayern, sich doch dafür einzusetzen, dass die IV. Olympischen Winterspiele in Deutschland und zwar in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen werden sollen. Gleich auf mehreren Seiten schilderte er die Vorzüge Garmisch-Partenkirchens als den aus seiner Sicht dafür bestgeeignetsten Austragungsort.

 Entwurf der Gemeinde Partenkirchen für das Eisstadion am Gudiberg.

Von dieser Idee, die olympischen Winterspiele in Garmisch und Partenkirchen (damals waren es ja noch zwei getrennte Gemeinden) stattfinden zu lassen, waren auch die beiden Bürgermeister begeistert.
Und so erhob jede der beiden Gemeinden Anspruch auf ein "Freiluft-Eisstadion". Es stellte sich nämlich heraus, dass die Anforderungen an die Qualität des Eises vom Natureis nicht mehr erfüllt werden konnten. So ließen beide Bürgermeister Vorschläge ausarbeiten. Die Partenkirchener beauftragten damit ihr Gemeindebauamt und die Garmischer nahmen die Dienste von Architekt Hanns Ostler in Anspruch.

Trotz dieser unterschiedlichen Standpunkte erklärten sich die beiden Gemeinden am 7.11.1932 offiziell bereit, die Olympiade durchzuführen und sicherten zu, die Kosten (ca. 250.000 bis 300.000 RM) hierfür zu übernehmen. In ihrem Schreiben verwiesen sie u.a. darauf, dass die beiden Orte zusammen rund 12.000 Betten in gut beheizbaren Zimmern anzubieten hätten...

 Beginn der Bauarbeiten.

Prompt wurden die beiden Bürgermeister in das Reichsministerium des Innern nach Berlin geladen, um dort am 10.4.1934 an der 2. Sitzung des Olympischen Komitees für die IV. Olympischen Winterspiele teilzunehmen. Der 1. Bürgermeister der Gemeinde Partenkirchen, Scheck, präsentierte sein Modell mit einem konzentrierten Sportzentrum am Gudiberg mit Sprungschanzen und Kunsteisstadion. Aber auch sein Garmischer Kollege, Thomma, hatte gute Trümpfe. Er legte ein Exposè mit zwei Alternativen vor. Der eine Vorschlag befasste sich mit der Errichtung eines Kunsteisstadions am "Hauptbahnhof" und der andere Vorschlag sah als Standort für das Eisstadion den "Gröben" vor. Dort wollte die Gemeinde nämlich gleichzeitig eine Turnhalle errichten. Nachdem sich die beiden Bürgermeister nicht einigen konnten, sprach der seinerzeitige Reichssportführer, von Tschammer-Osten, ein Machtwort und verfügte, dass das Kunsteisstadion am "Hauptbahnhof" gebaut werden müsse.

 Die Haupttribühne steht schon.

In der Rekordbauzeit von nur 106 Tagen

 

Unter Einsatz aller verfügbaren Kräfte wurde in einer Bauzeit von nur 106 Tagen (!) das Olympia-Eisstadion nach den Plänen von Architekt Hanns Ostler erstellt. Am 16. Dezember 1934 konnte es im Rahmen der Verpflichtungsfeier der Olympia-Kämpfer (so die Presse) feierlich seiner Bestimmung übergeben werden. Das deutsche Kunstlaufmeisterpaar Maxi Herber und Ernst Baier präsentierten ihr Können und das Eishockeyspiel gegen Mailand gewann der SC Riessersee mit 3 :2 Toren.

 Fundamentarbeiten für das Maschinenhaus.

Das Stadion bot 9.000 Besuchern Platz. Die künstliche Eisbereitung erfolgte nach dem Ammoniakverfahren. Zwei 90 PS Kompressoren erzeugten die Kälte und verteilten diese über ein 22 km langes Rohrleitungssystem.
In der "Olympischen Zeitung" war am 8. Februar 1936 über das Olympia-Eisstadion zu lesen: "Die neue Schönheit - moderne Technik gibt Garmisch-Partenkirchen ein besonderes Gesicht. Man ist immer wieder überrascht, dass Ingenieure und Architekten, die ganz nüchtern auf das Zweckmäßige aus sind, die erstaunlichsten künstlerischen Wirkungen erzielen".

 Vor der Überdachung der Halle I bis 1964.

Schon 1939 wurde das Eisstadion erweitert

 

Keiner dachte daran, dass bereits 1939 das Stadion großzügig erneuert, verbessert, vergrößert und verschönert werden würde. Grund hierfür waren die geplanten V. Olympischen Winterspiele 1940, die jedoch infolge des 2. Weltkrieges nicht mehr durchgeführt werden konnten. Wenigstens wurden trotz immer knapper werdender Arbeitskräfte - die wichtigsten Arbeiten fertiggestellt, so dass das Stadion nach dem Krieg und der Freigabe durch die Amerikaner ab 1948 wieder zur Verfügung stand.
Ab 1949 waren es die "Großen Wintersportwochen" mit den Deutschen Eiskunstlauf-Meisterschaften, die Garmisch-Partenkirchen und sein Eisstadion wieder an den angestammten Spitzenplatz im internationalen Wintersportgeschehen rückten.


1964: Das Olympia-Eisstadion erhält ein Dach

 

25 Jahre lang blieb dann das Olympia-Eisstadion fast unverändert. Erst 1964 erfolgte ein Gewaltakt in Form der Überdachung der Olympia-Eishalle. Dazu wurde die nördliche Frontseite völlig abgerissen. Besonders attraktiv ist die Gestaltung des Pultdaches. Die 6.500 qm große Dachfläche wird von sechs je 77 Meter langen Eisenträgern getragen, deren Spannweite zwischen der Haupt- und Pendelstütze 60 Meter beträgt. Hohe Glaswände lassen Licht und Sonne eindringen.
Mit der Überdachung wurden auch die Tribünen umgebaut, so dass die Olympiahalle nunmehr 10.500 Zuschauern Platz bieten konnte.

 Überdachung der Halle I.

Endlich waren Aktive und Zuschauer vor schlechtem Wetter geschützt.
Bis zur nächsten Bauphase, dem Um- und Neubau für das jetzige Olympia-Eissport-Zentrum, vergingen fast nochmals 30 Jahre...

 Seit 1964 ist die Vorderseite des Olympia Eisstadions unverändert.

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